Bauanleitung 2004
Zu anfang unserer Schweinchenhalterzeit hatten wir artig einen Standardkäfig; so wie man es eben in Zoofachgeschäften geraten bekommt und in den Meerschweinchenbüchern, die wir gekauft hatten, lesen kann. 120 cm x 60 cm Bodenfläche waren es - ziemlich groß dachten wir anfangs. Denkste. Für die drei kleinen Meerschweinchen, die wir uns aus dem Tierheim und dem Zooladen geholt hatten, gerade noch ausreichend, da sie jeden Tag Auslauf hatten. Für die ausgewachsenen Tiere reicht der Platz aber nicht mehr. Die Meerschweinchen rannten wie die Wilden im Auslauf herum, aber wenn wir keine Zeit dafür hatten, war Langeweile auf minimalem Platz angesagt. Was also tun?
Nach einiger Recherche im Internet wars dann klar. Andere hatten dasselbe Problem, im Gegensatz zu uns aber auch eine Lösung: einen Eigenbau. Das brauchten unsere Schweine also auch. Dafür geeignet schien es uns, nach verschiedenen Anregungen auf diversen Internetseiten, ein IKEA-Regal zweckzuentfremden. Das IVAR-Regal scheint da häufiger benutzt zu werden, und das sollte es dann auch bei uns werden. Es hat eine Tiefe von 50 cm und kann mit verschiedenen Einlegeböden ganz unterschiedlich zusammengebaut werden. Da wir wenig Platz hatten (oder zumindest die Prioritäten anfangs noch etwas anders lagen), bauten wir in die Höhe.
Zunächst wurde also ein Ivar-Regal von 2,40m Höhe aufgebaut. Der odere Teil sollte als Stauraum dienen, der untere war als zukünftiger Meeribau gedacht. Die Einlegeböden brachten wir so in unterschiedlichen Höhen an, dass die Schweinchen von einer Ebene in die jeweils höher gelegene springen konnten. Danach schraubten wir hinten eine Sperrholzplatte als Rückwand an, um das Ganze zu stabilisieren.
Ein Anstrich mit Acryl Weißlack machte den Bau schweinchenurinsicher. Der Lack ist schadstoffarm, nach dem Trocknen wasserfest und lässt sich gut abwaschen. Er trocknet ziemlich schnell - nach 2 Stunden kann schon die zweite Schicht Lack aufgetragen werden. Vor dem Weiterbasteln haben wir das Regal dann erst einmal einen Tag lang auslüften lassen.
An beiden Seitenwänden haben wir Robexglasplatten angebracht, in die wir mehrere Luftlöcher gebohrt haben. Das soll mit für den Luftaustausch sorgen. Robexglas und auch Plexiglas sind relativ leicht zu verarbeiten. Wir haben sie uns im Baumarkt zuschneiden lassen und mussten dann selbst nur noch ein paar Löcher für Nägel und Luftzufuhr bohren. Dafür verwendeten wir einen Holzbohrer bei niedriger Drehzahl. Dadurch wird weniger Druck auf das Glas ausgeübt, weil von außen nach innen gebohrt wird, und so splittert die Platte nicht so leicht. Nägel sollte man nicht hineinschlagen, ohne die Löcher vorgebohrt zu haben, sonst gibt es leicht ein Desaster.
Zwischen das Robexglas und die Einlegeböden mussten wir noch ein paar Leisten schrauben, da das IVAR-Regal leider nicht direkt als Schweinchenbehausung konzipiert ist und an dieser Stelle größere Spalten offenblieben.
Dann ging es an die Regalböden. Durch den Lack waren die Wände bereits ausreichend geschützt, aber der Boden muss ja doch etwas mehr aushalten. Wir haben uns dafür entschieden, ihn mit PVC auszulegen, das mit doppelseitigem Teppichklebeband an Ort und Stelle gebannt wurde; den gleichen Zweck erfüllt aber sonst auch eine wasserundurchlässige Folie (z.B. Teichfolie).
An die Innenseiten der Regalböden wurden dann mit Winkeln 3 cm hohe Leisten angebracht, die verhindern sollten, dass die Einstreu von den oberen Ebenen auf die unteren fällt. Und auch an der Vorderfront habe ich solche Streuschutzleisten verschraubt. Hier verwendete ich allerding nur eine schmale Leiste, an der ich dann wiederum eine 6 cm hohe Plexiglasscheibe befestigte. So kann beim Öffnen der (später befestigten) Frontscheiben keine Einstreu auf den Teppich vor dem Gehege fallen. Eine einfache Holzleiste wäre als Streuschutz sicher ausreichend gewesen, aber ich fand es einfach hübscher mit dem Glas.
Die Frontscheiben selbst bestehen aus Plexiglas. Ich habe sie mit Scharnieren außen am Holz festgeschraubt. Sie sind so groß, dass sie durch die Seitenwände des Regals gehalten werden, also nicht nach innen wegklappen. Außen werden sie an beiden Seiten durch kleine Riegel gehalten. Die waren allerdings ziemlich teuer, also habe ich sie mir schenken lassen. ;) Das Plexiglas soll wohl auf Dauer vom Urin der Schweinchen angegriffen werden und dann etwas trüb werden können. Da unser Eigenbau noch nicht lange in Gebrauch ist, kann ich dazu selbst nichts sagen, allerdings haben wir vorsichtshalber die Scheiben so angebracht, dass sie zur Not leicht durch neue ersetzt werden können.
Schließlich mussten noch sämtliche Ecken und Ritzen mit Silikon verschlossen werden. Es sollte ja keine Feuchtigkeit hineinkommen. Peter hat dafür Sanitärsilikon verwendet, man kann aber auch (vielleicht sogar besser, weil verträglicher) Aquariensilikon nehmen. Nach dem Trocknen des Silikons (dauert etwa 24 Stunden) musste das Ganze aber noch ein paar Tage lang ausdünsten. Sowohl PVC als auch Silikon enthalten Lösungsmittel, die wir unseren Schweinchen nicht unbedingt zumuten wollten.
Und dann kommt das Wichtigste. Man nehme drei Meerschweinchen, die mittlerweile schon ziemlich genervt sind, weil sie in der Endphase längere Zeit auf dem Flur stehen mussten und seit 2 Tagen keinen Auslauf mehr hatten, und lasse sie auf das Kunstwerk los... Und vergesse nicht, den Fotoapparat zur Hand zu haben. :)
Résumé
Unser Meerschweinchenbau von 2004 war... sagen wir mal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Letztlich gab es auch so noch viel zu wenig Platz. Vor allem fehlt völlig jegliche Rennstrecke. Für unsere Meerschweinchen war das damals nicht weiter wichtig, denn sie bekamen direkt einen dauerhaften Auslauf dazuspendiert. Für eine Haltung nur im Eigenbau ist unsere Konstruktion aber ganz sicher nicht geeignet.
Als Zusatz zur Auslauffläche wurde der Bau aber entgegen vieler Unkerei supergern genutzt. Die Schweinchen liefen in einer Art Wendeltreppentaktik gern von unten nach ganz oben, um sich hier gemütlich niederzulassen und den Ausblick zu genießen. Gerade Tini und Gandalf, unsere damaligen Chefschweinchen, lagen fast in jeder Ruhepause dort oben. Man konnte hervorragend diverse Treppchen, Hängematten und ähnliche Spielereien anbringen und unsere Meerschweinchen haben sich damals zu echten Kletterkünstlern entwickelt und wirkten ein bisschen wie Wildmeerschweinchen dadurch.
Toll war es auch immer, die Truppe zu beobachten, wenn ich mit Futter ins Schweinchenzimmer kam und sie alle wie die Verhungernden durch den Bau von oben nach unten in den Auslauf liefen.
Letztlich hat es sich also durchaus für uns gelohnt, dieses Machwerk zu bauen, allerdings werden wir bei zukünftigen Bauten doch eher auf Lauffläche achten und wenn überhaupt die Kletterflächen eher als netten Zusatz mit reinbringen.
Gehalten hat der Bau etwa 3 Jahre - bis zu unserem Umzug. Dann war er wirklich nicht mehr zu gebrauchen und, bis auf Einzelteile wie Plexiglasscheiben und Scharniere, war er auch nicht mehr weiter zu verwerten.