Die Ostseeschnuten 

Verdauung - Ernährung - Verdauungsprobleme - Zahnprobleme - Lippengrind - Grabmilben - Ohrentzündungen - Sterben und Einschläfern

Allgemeines zu Trockenfutter, Brot/Brötchen, Heu/Kräuter u. Frischfuttergabe

Trockenfutter

Meerschweinchen brauchen ebenso wie diejenigen in den Anden KEIN Trockenfutter (Pelletfutter, Körnermischungen usw.)
Als Standardfutter wird oft Trockenfutter/Pelletfutter für Meerschweinchen und Kaninchen verwendet. Es sättigt schön und wird auch meist mit gutem Appetit gefressen. Teilweise wird von angeblich auf Meerschweinchenernährung spezialisierten Tierärzten erklärt wie gesund und wichtig dieses Futter sei. Es sei sogar als Alleinfuttermittel geeignet. Leider entspricht das überhaupt nicht den Bedürfnissen der Meerschweinchen.

Durch größere Mengen Trockenfutter besteht das Risiko einer zu schnellen und zu großen Futteraufnahme mit nachfolgendem Durst, durch das aufquellende Futter. Das kann im Extremfall zum zerreißen der dünnen Magenwand führen.
Die Verdauung hat einerseits durch die Nahrungsmenge viel zu tun, andererseits ist das Trockenfutter relativ einfach verdaut im Vergleich zur aufwändigen Zelluloseverdauung.
Es besteht ein erhöhtes Risiko, dass das Schwein so gesättigt ist, dass es kein bzw. wenig Heu o.ä. mehr fressen will. Das ist aber wichtig, um die Verdauung in Gang zu halten. Wenn es nun längere Zeit nichts oder fast nichts frisst, wird das Futter nicht von nachfolgendem Futter weiter geschoben, sodass es liegt und gährt. Die dabei entstehenden Gase werden nicht weitertransportiert und es kommt leichter zu Verdauungsproblemen.
Um den Magen des Meerschweinchens ideal zu belasten, füttert man am besten in vielen kleinen, statt wenigen übergroßen Mahlzeiten. So kommt es nicht zu Überlastung, Fehlgährungen (Blähungen), keiner Trägheit…
Häufiges Fressen in kleinen Mengen führt auch zu viel Appetit auf Heu, was unverzichtbar für den Zahnabrieb und die Verdauung ist. Viel, viel Kauen und Mahlen der Backenzähne nutzt die ständig wachsenden Zähne ab, sonst kommt es zu überlangen Zähnen und Zahnfehlstellungen, die unbehandelt zum Verhungern des Tieres führen, da es durch die Zahnfehlstellungen nicht mehr ausreichend Futter aufnehmen kann. Bei der Trockenfutterfütterung kommt es außerdem zu Veränderungen des pH-Wertes im Verdauungstrakt, was die Bakterien abtötet, die Heu verdauen können und es kommt zu Verdauungsproblemen.

Trockenfutterzusammensetzung:

Die Zusammensetzung der handelsüblichen Trockenfutter ist fast ausnahmslos ungeeignet für eine gesunde Meerschweinchenernährung. Sie enthalten viele unnütze bis schädliche Stoffe, wie z.B.: Verschiedenste Getreide und Bäckereinebenerzeugnisse, Saaten, Körner, Reste aus der Mehlherstellung: Getreidekeimlinge, Schalen usw. Nüsse, Melasse, Honig, Zucker, Stärke, Vitamin- u. Mineralstoffzusätze in zu hoher/geringer Menge bzw. schädlichem Verhältnis der Stoffe zueinander, pflanzliche und tierische Nebenerzeugnisse (Abfallprodukte aus Lebens- u. Futtermittelherstellung!), Milch- u. Molkereierzeugnisse (Joghurtpulver, Joghurt, Drops...)
Soll das Meerschweinchen dies verdauen, braucht es dafür Verdauungsbakterien, die nicht in der normalen und gesunden Verdauung des Meerschweinchens vorkommen. Es kommt zu Durchfällen und Blähungen. Ist das Tier gewöhnt diese Stoffe aufzunehmen, hat sich die Verdauung daran angepasst aber sie kann dann gesunde und lebensnotwendige Nahrung wie Heu und Gemüse nicht mehr oder schwerer verdauen, sodass das Tier bei Frischfuttergabe dann oft mit Verdauungsproblemen wie Durchfall reagiert. Dies darf aber nicht auf eine generelle Frischfutterunverträglichkeit zurückgeführt werden, sondern ist oft durch die falsche Ernährung bedingt. Im Verlauf kann die Meerschweinchenverdauung die zellulosearme Ernährung nicht mehr ausreichend kompensieren und es kommt zu Folgeerkrankungen u. Mangelerscheinungen.

Gute Zusammensetzung von Trockenfutter für Meerschweinchen:

Rohfaser: 12-14%
Rohprotein: 16-18%
Rohfett: 3%
Rohasche: 6-7%

Vitamine- u. Mineralstoffe pro kg Futter:

Vitamin A: 12000i.E.
Vitamin C: 200-300mg
Vitamin D: 500-700i.E.
Calcium: 3-6g
Magnesium: 1-2g
Phosphor: 2-4g

(Tabelle mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dr. Wenzel: www.fraumeier.org/fuetterung.htm)

Gesundes Trockenfutter ist z.B.:

Wirkung der Trockenfutterfütterung und warum sie lange Zeit nicht zu schaden scheint

Durch Fütterung von Getreide, Bäckereinebenerzeugnissen… (Stärke, Proteine…), die schnell zu Zucker abgebaut werden, verändert sich der Säure-Basenhaushalt im Verdauungstrakt. Der leicht basische pH-Wert im Darm sinkt ab. Dadurch sterben die Verdauungsbakterien ab, die Zellulose verdauen können. Im nun neutral bis leicht sauren Milieu befinden sich also solche Verdauungsbakterien, die bei der Verdauung aus Getreide und Stärke, Zucker erstellen. Dieser Zucker ist zuviel Energie (Kalorien) und wird als Fettpolster angelegt. U.a. als gefährliches, unsichtbares Organfett => Fettleber…
Meerschweinchen sind aber auf Zellulose angewiesen, um ihre Verdauung aufrechterhalten zu können. Daher kompensieren sie die Zellulosearmut indem sie alle zellulosehaltigen Partikel aus dem Grimmdarm, welcher am Ende des Verdauungstraktes liegt, über eine Rinne im Grimmdarm zurück zum Blinddarm transportieren, der diese erneut verdauen kann. Dadurch kann über einen gewissen Zeitraum, trotz zellulosearmer und stärkehaltiger Fütterung die Verdauung des Schweinchens aufrecht gehalten werden. Getreide enthält aber auch viele Proteine, die das Tier mit Nährstoffen versehen (Schwein ist satt, frisst weniger), sodass der Weitertransport der Nahrung verlangsamt ist oder stockt, das Futter zu lange liegt und gährt, ohne dass die Gase durch nachfolgendes Futter weitertransportiert werden könnten. Es kommt zu Blähungen.
Zuviel Proteine u. Stärke, führen zu trägen, dicken Tieren, zu Organverfettung, was deren Funktion stark einschränkt, zu schwer heilenden, wunden, entzündeten Füßchen (auch Ballenabszess genannt oder Bumblefoot bzw. ulcerative [= geschwürige] Pododermatitis), Herz-Kreislauferkrankungen usw. führt. Im Verlauf versagen die Kompensationsmechanismen im Verdauungstrakt und es kommt zu chronischen Durchfällen. Außerdem führt die lange protein- u. stärkehaltige Ernährung bei Frischfuttergabe dann schnell zu Durchfall, weil die Frischfutter- u. Heuverdauung Verdauungsbakterien voraussetzt, die nur in einem leicht basischen Verdauungsmilieu überleben. Da aber der Verdauungstrakt wg. Der Stärke/Proteinverdauung eher sauer ist, können Gras und Co nicht gut verdaut werden, es kommt zu Fehlgährungen und Durchfällen. Der Durchfall wird immer von Fehlgährungen begleitet und führt also früher oder später zu Blähungen.
Beim Stärkeabbau zu Zucker bilden Hefebakterien große Mengen an Gasen. Diese blasen den Darm stark auf, was extrem schmerzhaft ist. Der Darm kann sich sehr dehnen aber er kann auch platzen. Meist sterben die Tiere vor dem Platzen des Darmes an Kreislaufversagen.

Calcium und Vitamin C/D:

Viele Fertigfuttermischungen, Pelletfutter… sind zu calciumreich, was die Bildung von Steinen in Blase und Niere begünstigt. Oft werden die Pellets mit Vitamin-C angereichert, was zu einer Überversorgung von Vitamin-C. führen kann. Zuviel Vitamin C wird zwar ausgeschieden, da es wasserlöslich ist, aber es zerfällt in der Blase zu Oxalsäure. Bindet die sich unter best. Bedingungen an Calcium, kommt es leicht zu Calciumoxalatsteinen, die schwer behandelbar sind. Kaninchenfutter sind oft zu Vitamin D-haltig, da Kaninchen mehr Vitamin-D als Meerschweine brauchen und sie sind zu Vitamin-C-arm. Daher sollten Meeris und Ninchen nicht dasselbe Futter bekommen bzw. man muss gut gucken wie viel welcher Stoffe enthalten sind und dementsprechend mit Gemüse zufüttern. Zuviel Vit. D ist schädlich. Es ist fettlöslich und ist für die Calcium-Phosphataufnahme zuständig. Zuviel lagert sich im Körper an, z.B. in der Niere wo es zu Nierensteinen führen kann. (Mehr dazu folgt später unter Infotext „Vitamine“). Vitaminzusätze im Trockenfutter verlieren unter Licht und Zeit ihre Wirksamkeit. Schon nach 8 Wochen ist ein großer Teil der Vitamine unwirksam. Viele Meerschweinchenfutter enthalten noch zuviel Vit. D, man sollte neueren Studien nach bei 500-700 i.E. bleiben. Die Vitaminversorgung der Meeris, auch des Vit. Cs, ist bei ausgewogener Ernährung und gesunden Tieren ohne besondere Belastungen, gut über den Frischfutteranteil gewährleistet.

Milch/Milchprodukte:

Meerschweinchen haben eine Laktoseunverträglichkeit. Milch- und Milchprodukte werden vom Meerschwein sehr schwer verdaut. Sie führen zu starken Durchfällen und sollen daher nicht gefüttert werden.

Pelletfutter sind mitunter zu hart, sodass es zu vorzeitigem Verschleiß der Kiefergelenke bzw. Überlastung kommen kann, die mit einer schmerzhaften Entzündung einhergehen kann. Das kann Zahnprobleme auslösen. Den Härtegrad der Pellets kann man schwer messen und die Hersteller machen dazu keine Angaben.
Es spricht also rein verdauungstechnisch nichts für die Verfütterung von Trockenfuttern die Getreide, Melasse, Bäckereinebenerzeugnisse, Honig, Zucker, Stärke, Brot, Grünrollies, Milchprodukte… enthalten. Es gibt reine Heu- und Gemüsepellets, gegen die inhaltlich allgemein nichts einzuwenden ist, außer dass man die Calciumaufnahme beachten sollte.
Die Dosis macht das Gift aber da die Verdauung von Natur aus schon empfindlich ist, sollte man möglichst vermeiden dieses Gleichgewicht zu stören. Es gibt Schweine, die trotz ungesunder Fütterung z.B. 8-9 Jahre alt wurden. Das heißt aber noch nicht, dass sie auch ihre maximal mögliche Lebensdauer erreicht haben. Es gibt Kettenraucher, die ohne Lungenkrebs 90J. alt werden, man sollte dennoch alles tun, um seinem Schwein gute Voraussetzungen zum gesunden Altwerden zu schaffen. Es kann unglaublich hohe Folgekosten sparen.

Brot:

Brot nutzt entgegen vieler Bücher und Tierhalter überhaupt nicht dem Zahnabrieb. Es weicht vom Speichel sofort auf und wird breiig. Durch das im Brot enthaltene Mehl, Salz, Konservierungsstoffe usw. wird die Verdauung geschädigt. Des Weiteren können Schimmelsporen enthalten sein, welche die sensible Verdauung stören können und krebserregend wirken. Es gibt andere Leckereien, die gesünder und genauso beliebt wie Brot sind.

Frischfutter- und Kräuterfütterung
Gräser, Kräuter, Heu:

Meerschweinchen fressen in den Anden den ganzen Tag Gräser, Kräuter Blätter, Wurzeln usw. Das trockene raue Klima der Anden führt zu einer stark verholzten, trockenen Vegetation. D.h. die Schweinchen fressen viel Heuähnliches Gras und Kräuter. Daher ist Heu als Hauptfutter und als Beilage Gemüse, Zweige, Grünfutter wie z.B. Löwenzahn, Gras usw. für unsere Hausmeerschweinchen am geeignetsten. Die regelmäßige Gabe verschiedener Gräser, Unkräuter, Zweige und Blätter schmecken den Schweinchen und versorgen sie mit allen notwendigen Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien.

Folgende Gartenkräuter werden gerne gefressen:

An Zweigen und Blättern kann Folgendes gefüttert werden:

Frischfutter wie Gräser, Kräuter, Zweige. Blätter… immer in kleiner Menge anfüttern und mit der Zeit Menge steigern, um Verdauungsprobleme aufgrund der Futterumstellung zu vermeiden. Auch bei permanenter Frischfutterverfügbarkeit, muss immer Heu vorhanden sein. Es dient ja mit dem Rohfasergehalt als Füllstoff im Verdauungstrakt und hilft, den Darm in Bewegung zu halten. Außerdem sorgt das Heu für den notwendigen Zahnabrieb. Auch im Heu sind wertvolle Vitamine und Mineralien enthalten.

Heuernte und Trocknungsphase:

Heu muss 4-6 Wochen nach dem Mähen ablagern und darf erst nach diesem Trocknungsprozess verfüttert werden. Das Heu durchläuft in dieser Zeit einen Nachgährungsprozess mit verschiedenen Bakterienstämmen. Nach 4-6 Wochen sind diese abgestorben, sodass das Heu verfüttert werden kann. Sonst kommt es leicht zu Verdauungsproblemen, da diese Bakterien das empfindliche Gleichgewicht der Meerschweine eigenen Verdauungsbakterien stören würden.

Kräuterheu:

Bei stark kräuterhaltigem Heu ist Vorsicht bei Schweinchen mit Blasenschlamm, Harngries oder Nieren/Blasensteinen ratsam. Kräuter sind sehr calciumreich und begünstigen daher die Steinbildung.

Heu: 1. oder 2. Schnitt???

Die alte Regel, dass der 1. Heuschnitt der beste sei, stimmt nur solange, wie auch erst im Juni gemäht wird. Da aber heutzutage schon im Mai der erste Schnitt entsteht, ist dieser erste Schnitt sehr energie- aber nicht so extrem rohfaserreich. Die Verholzung (Rohfaser) entsteht erst im Juni.
Erwünscht ist folgendes Heu: grob, Rohfaser- und Nährstoffreich, hoher Kräuteranteil. Der zweite Schnitt ist oft kräuterreicher. Also Heu aus Juniernte. Spätsommerheu ist nährstoffärmer.

Mehr Info zu Kräutern, Ästen, Gemüse siehe Futterliste von der Meerschweinchen Info.

Gemüse und Obst:

Eine abwechslungsreiche, vitamin- u. eiweißhaltige Ernährung, sowie Kohlenhydrat- u. Mineralstoffzufuhr, sind eine gute Basis für ein langes und gesundes Meerschweineleben. Benötigt werden Gemüse und etwas Obst.

Gemüse:

Beispiele gern gefressener Gemüsesorten:

Bei Gemüse gilt allgemein: Wurzelgemüse ist energiereich und macht dick. Gut geeignet z.B. als Winterfütterung in Außenhaltung, bei Tieren im Wachstum, Krankheit und im Alter.

Zu Wurzelgemüse wird beispielsweise gezählt:

Obst:

Beispiele: Apfel, Birne, Apfelsine/Mandarine, Weintrauben, Banane…

Aufgrund des teils sehr hohen Fruchtzuckergehaltes ggf. nur sehr wenig füttern. Obst macht leicht dick und kann Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) auslösen.

Fütterungsmenge Frischfutter:

Im Durchschnitt ca. 80-100g Frischfutter über den Tag verteilt pro 1kg Meerschwein. Ausgewogen und abwechslungsreich füttern. 100g Salat sind natürlich nicht so ergiebig wie dieselbe Menge gemischtes Obst und Gemüse ;-)

Energiereiches Futter bei besonderem Energiebedarf wie z.B. Außenhaltung im Winter, Jungtiere, Muttertiere (=> Vorsicht: Toxikosegefahr!), Senioren, bei Krankheit (Zahnprobleme, Krebs) bzw. in Rekonvaleszenz [Erhohlungsphase nach Krankheit]…)

von Désirée Kappas

Quellen:
www.birgit-drescher.de
www.fraumeier.org
www.diebrain.de