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Lippengrind
Es handelt sich um eine trockene, gelblich oder auch blutig-schorfige Hautveränderung der Lippen. Oft entdeckt man den Grind zuerst im Bereich der Mundwinkel und Lippenspalte („Hasenscharte“). Im Verlauf breitet er sich auch an Nase und Mäulchen aus. Lippengrind ist zunächst ungefährlich, muss aber behandelt werden sonst kann es zu Zahnfleischbluten, Entzündungen im Mäulchen und an den Füßen kommen. Es kann im Extremfall zu Muskel- u. Gelenkentzündungen, sowie Zahnausfall kommen.
Im Prinzip ist Lippengrind eine Folgeerkrankung. Auf winzig feine Verletzungen der Haut im Mäulchenbereich setzen sich Keime, die zu Entzündung, Eiter, Pilz- u. Milbeninfektionen o.ä. führen können.
Bild: Lippengrind bei einem Meerschweinchen (von MeeriAnja)
Auslöser für Lippengrind
Damit Lippengrind entsteht braucht man mehrere Faktoren.
- Winzig kleine Wunden, sog. Mikroverletzungen, z.B. durchs Heufressen entstanden
- Mangel an Vit. C und A
- Mangel essentieller Fettsäuren (wichtig um Vitamin A, D, E, K zu verwerten)
- Überversorgung mit Saurem (reizt die Schleimhäute): z.B. zu viele zu saure Äpfel
- geschwächte Körperabwehr, Stress
- Haar- und Futterreste zw. den Zähnen
- Allergien
- „Urinverbrennung“ bei Tieren, die viel pieseln, z.B. bei Blasenentzündung, Diabetes mellitus...
- Usw.
Was tun bei Verdacht auf Lippengrind?
Tierarztbesuch:
Der Tierarzt versucht durch Befragung des Halters und Untersuchung des Tieres den Auslöser für die Erkrankung einzugrenzen. Er versucht beispielsweise folgende Fragen zu klären:
- Ist die Ursache ein Mangel/Überversorgung eines Stoffes?
- Können Futterunverträglichkeiten Auslöser sein?
- Handelt es sich um eine Folgeerkrankung (Sekundärinfektion) und wenn ja, um welche? Z.B. Pilz, Milben, virale oder bakterielle Infektion…
Verordnung entsprechender Medikamente durch den Tierarzt bzw. Fütterungsänderung
Je nach Befund werden gezielt bestimmte Medikamente verschrieben und/oder die Futtergewohnheiten zeitweise oder dauerhaft an das Tier angepasst:
- Verordnung antibiotischer (Bakterienabtötender) Salben
- Verordnung antimykotischer (Pilzbekämpfender) Salben
- Juckreizlindernde Salbe/Tropfen
- ggf. Fütterungsänderung: Anpassen der Fütterung kann verschieden aussehen, abhängig vom Auslöser:
- Besonders viel Vit. C und A anbieten
- Ca. 1 Teelöffel (pro Tag und ausgewachsenes Schwein) Leinsamen u. geschälte Sonnenblumenkerne (für Verwertung der fettlöslichen Vitamine)
- Bes. zurückhaltend mit saurem Futter (Paprika, saure Äpfel, Tomate, Apfelsine…) sein
- Juckreizlindernde Salbe/Tropfen
Achtung:
wichtig ist, dass man nicht einfach drauf los behandelt. Die Ursachen für den Grind können ähnlich aussehen und doch verschieden sein. Reste einer Salbe zu verwenden, die man noch zu Hause hatte, kann zu Resistenzbildung führen und außerdem völlig wirkungslos sein. Wenn man beispielsweise einen Pilz mit Antibiotika behandelt oder umgekehrt eine bakterielle Infektion mit einem Pilzmittel.
Vorsicht mit antibiotischen Salben im Lippenbereich (Ableckgefahr beim Fressen/Putzen => Risiko für Verdauungsprobleme)
Begleitende Maßnahmen:
- Grind mit Bepanthen Wund- u. Heilsalbe, Vaseline, Sonnenblumenöl o.ä. weich und geschmeidig halten.
- Im Notfall ggf. Grind vorsichtig ablösen, soll dabei nicht bluten: entweder mit Öl oder Kamillentee => Tee trocknet aus, danach unbedingt gut einkremen und geschmeidig halten oder mit z.B. Sonnenblumenöl betupfen
- Fütterung: zusätzlich zu z.B. bes. vitamin- u. abwechslungsreichem Gemüse und etwas Obst, kann beispielsweise Vitacombex (Multivitaminsaft für Nager/Vögel) gegeben werden. (0.2-0.4ml pro 1kg Schwein und Tag über etwa 1-3 Wochen.
- Ggf. Wunden desinfizieren, z.B. mit Octanisept, Betaisadona.
- Sonnenlicht und Frische Luft
Futterunverträglichkeiten:
Einige Schweinchen reagieren besonders empfindlich auf bestimmte (saure) Gemüse- oder Obstsorten. Bei langwierigem Grind ggf. austesten, ob es evtl. daran liegen könnte. Ein Gemüse oder Obstteil zurzeit weglassen und Veränderungen beobachten.
Haarreste zw. den Zähnen, Haarballen im Magen:
Es können sich Futter- u. Haarreste zw. den Zähnen ansammeln, bes. bei Tieren mit Zahnproblemen. Die Futter/Haarreste sollten entfernt werden, um Entzündungen vorzubeugen. Bes. leicht und gut sichtbar geschieht dies zw. den oberen Schneidezähnen. Das kann zu Lippengrind führen und sollte z.B. mit einem Zahnstocher täglich gereinigt werden. Einige Haare landen aber dennoch im Magen, auch bei gesunden Tieren, bes. durch das Putzen der Langhaarrassen.
Frischer Ananassaft und Kiwi lösen Haarballen im Magen auf. Man kann also ab und zu mal ein Stück Ananas oder Kiwi geben. Tiere, die zu Problemen mit Haarballen im Magen/Darm neigen, können auch prophylaktisch 1 bis 2x die Woche, etwas Ananas/Kiwi bekommen.
Wichtig: wirksam ist nur frische Ananas. Gekaufter Saft (auch aus Reformhaus) wird pasteurisiert, wobei das Eiweißaufspaltende Enzym (Bromelien), was die Haare auflöst, zerstört wird. (Haare bestehen zu ca. 90% aus Proteinen (Eiweißen), welche vom Bromelien zersetzt werden können) Eine andere Alternative ist Katzenmalt, das hilft Haarballen auszuscheiden. Hierbei werden die Haare nicht aufgelöst, nur ausgeschieden. Das wäre ggf. eine Möglichkeit für Tiere, die zu Lippengrind aufgrund des sauren Ananas- o. Kiwisaftes neigen.
von Désirée Kappas